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21.10.2011

Begegnung der dritten Art

So oder so ähnlich könnte mein Erlebnisbericht der Esoterikmesse den gesamten Tag dort zusammenfassen. Zugegebenermaßen wäre das aber natürlich etwas wenig an Information, die ich preisgeben würde und so habe ich mich nun entschieden, mal aus dem Nähkästchen zu plaudern:

Zunächst einmal möchte ich aber noch etwas klarstellen! Ich bin selbst ein eher rationaler Mensch und Dinge, die ich nicht sehen kann, sind für mich erst mal „suspekt“ und nicht weiter beachtenswert.

Mit diesem Leitsatz im Kopf bin ich bislang immer gut durchgekommen und so habe ich mich (rein beruflich versteht sich...und es war keine Strafversetzung! Darauf bestehe ich...) auf den Weg zu einer Esoterikmesse gemacht, um auszuloten, welche unserer Produkte zu deren Kunden passen könnten usw.

Bereits am Eingang wurde ich erwartet von einer Dame (ganz esoterisch anmutend schwebte sie mir förmlich entgegen), die mir Aura-Fotografie anbot, weil sie spüren könne, dass ich eine wunderschöne Aura hätte...Aha...Völlig unbeeindruckt lehnte ich dankend ab, auch wenn mich die bunten Bildchen der Wärmebildkameras an den Wänden ja farblich zumindest ansprachen.

Weiter kam ich zu einer kleinen Nische, aus der zwei völlig normal aussehende (ok, ich war doch etwas voreingenommen) ansprachen, ich solle doch eine Karte ziehen. Gesagt, getan! Eine der beiden nahm die Karte an sich und sprach dann zu mir: „Das ist die Karte des Todes.“
Ich: „Na war ja klar!“
Sie: „Nein, nein, das ist gut. Jemand aus dem Jenseits, der Ihnen sehr nahe stand und kürzlich verstorben ist, möchte Ihnen eine Nachricht zukommen lassen. Es geht ihm gut. Äh, darf ich fragen, um wen es sich handelt?“
Ich: „Bei mir in der Familie wird nicht gestorben. Eigentlich fällt mir nur Steve Jobs ein.“
Sie (kam sichtlich ins Grübeln): „Ähhhh, ja...waren Sie mit ihm verwandt?“
Ich: „Leider nicht!“

Daraufhin schaltet sich die andere Dame ein und sagt:
„Ziehen doch noch mal eine neue Karte. Das haben Sie falsch gezogen!“

Nun ja, war ja natürlich klar, dass ICH Schuld sein muss...also neue Karte gezogen.

Dame 1 ergreift wieder das Wort und erzählt mir ehrfürchtig, ich hätte die Karte des Erzengel Raphael gezogen und das würde wiederum bedeuten, dass ich heilerische und seherische Fähigkeiten hätte, von denn mir bislang keiner etwas erzählt hat (stimmt!). Daraufhin bot man mir natürlich gaaanz unverbindlich an, eines der Seminare zu besuchen, um sich selbst zu finden (danke, manchmal würde es mir schon reichen, wenn mir einer sagen könnte, wo mir der Kopf steht, wenn ich es selbst gerade nicht weiß) und diese Fähigkeiten nach draußen zu bringen.
Nachdem sie mir einen Schnapper-Preis von 1.700 Euro pro Kurs (natürlich gab es den Grundkurs und sieben Aufbaukurse) genannt hat und ich leichte, innere Unruhe gepaart mit Schnappatmung bekam, bedankte ich mich für das nette Gespräch und ging weiter.

Der nächste Stand ließ natürlich nicht allzu lange auf sich warten. Da ich um die Mittagszeit auch leichten Hunger hatte, kam mir das angebotene Essen auch gerade recht. Bis ich zum ersten Mal probiert hatte...was sich so vielversprechend „Energiebällchen“ nannte, war eine pappsüße Masse undefinierbarer Art...gepaart mit dem Gedanken daran, wie eine esoterisch bewanderte Hand diese geformt haben mag.

Nun ja, mit diesen netten (und das meine ich ernst!) Menschen hatte ich trotzdem noch ein freundliches Gespräch...über ihren Engelsaltar im Garten, an dem sie vor dem Meditationskochen (ich bin schon froh, wenn mir so nichts anbrennt...) Blumen und Früchte opfern.

Weiter kam ich noch zu „Ommmm“-machenden Asiaten, die die Wehwechen anderer mit Handauflegen heilen konnten/wollten sowie einem Edelsteinstand, wo ich mir für alle meiner Unarten und Krankheiten einen Stein hätte zulegen können. Da ich aber nicht mit einem LKW angereist war, sah ich auch davon ab.

Zu guter Letzt wollte mir der Haus- und Hof-Handleser von Uschi Glas aus meinen zarten Händchen lesen.
Er: „10 Euro jede Hand!“
Ich: „Nein, danke.“
Er: „10 Euro für beide?“
Ich: „Nein, danke.“
Danach das übliche Geplänkel...

Nach diesem Auszug an lustigen Gestalten aus dem Kuriositätenkabinett war ich dann auch im Großen und Ganzen „durch“ mit meinem Besuch und machte mich geschockt/erschüttert/überrascht auf den Weg nach Hause. Die Adjektive bezogen sich teils auf die Leute, die so etwas anbieten und auch verkaufen, teils auch auf die Menschen, die sich von teilweise offensichtlicher Scharlatanerie so einlullen lassen und mit Sicherheit einen riesen Sack Geld in solche Dinge investieren.

Mir wird das alles auch oder gerade nach diesem Besuch auf der Messe nicht weniger suspekt bleiben!
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