Gestern Abend habe ich mir im ZDF den Dokumentarfilm Der
Fall Jakob von Metzler angesehen, um den es bereits im Vorfeld viel Wirbel
gegeben hat, da er ja auf wahren Begebenheiten beruht, die nun von
Schauspielern – meiner Meinung nach wirklich großartig und keinesfalls überzogen oder reißerisch – dargestellt wurden.
Da Frankfurt quasi meine Heimatecke ist, war es ergreifend, viele
der Plätze im Film zu kennen und zu sehen, wie alles rekonstruiert wurde in dem
Fall um den ermordeten Bankierssohn Jakob von Metzler, dessen Eltern eng mit dem Drehbuchautor zusammengearbeitet haben.
Es ging jedoch gar nicht mal so vorrangig um den Tod des
Jungen als viel mehr darum, dass Magnus Gäfgen, der den damals 10-jährigen
Jungen umgebracht hat, wegen der Androhung von Folter des damaligen
Hauptkommissars Ennigkeit, allen Ernstes vor den Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte gezogen ist. Warum? Weil er Schmerzensgeld dafür beanspruchen möchte,
dass ihm schlimme Dinge angedroht wurden für den Fall, dass er nicht mit der Sprache
heraus rückt, wo sich der Junge damals aufhielt, nachdem Gäfgen festgenommen
wurde.
Dass Jakob von Metzler zu diesem Zeitpunkt schon längst
nicht mehr am Leben war und Gäfgen sich in diverse Widersprüche verstrickt hat,
interessierte ihn selbst wohl am wenigsten und er hat meiner Meinung nach
lediglich noch versucht, seinen eigenen Hintern zu retten.
Im Internet kochten nach Ende des Films an einigen Stellen die
Emotionen hoch, weil natürlich genau das passierte, wofür dieser gedreht
wurde: er polarisierte. Die eine Hälfte konnte nicht verstehen, wie man einem Menschen
– egal in welcher Situation – Folter androhen konnte, die andere Hälfte hätte
ihn wohl durchaus leiden lassen, ohne mit der Wimper zu zucken.
Bei vielen, die vehement dagegen waren, habe ich mich
gefragt: haben diese Menschen eigene Kinder? Wie würde man wohl selbst
reagieren, wenn ein Verbrecher, der dem, was einem lieb und teuer war, das
Leben genommen hat, vor Gericht zieht, um Schmerzensgeld zu fordern?
Ich bin keine Juristin, ich bin einfach nur Mutter, aber in
meinen Augen hat jemand, der ganz bewusst einem anderen Menschen Leid zufügt
und denjenigen tötet, keinerlei Anspruch oder Rechte auf Schmerzensgeld für
Schmerzen, die ihm nicht einmal zugefügt wurden. Es ging Kommissar Ennigkeit und Polizeivizepräsident Daschner einzig und allein darum, das Leben eines Kindes zu
retten und das glaube ich den beiden. Allein beim Lesen, dass die Menschenwürde von Magnus Gäfgen verletzt wurde, wird mir
schlecht!
Ist es wirklich weniger wert, das Leben eines Kindes (oder
auch Erwachsenen), der unschuldig in eine solche Situation geraten ist, retten
zu wollen, als das eines Mörders, der aus Gier gehandelt hat?
Am 10. Oktober wird im Fall Gäfgen das Urteil in Frankfurt fallen,
ob ihm Schmerzensgeld zusteht oder nicht.
Die Frankfurter Rundschau hat den Film, wie ich
finde, sehr gut aufgegriffen.
Zudem kann man sich in der ZDF Mediathek die Doku ansehen,
falls man sie verpasst hat.