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30.08.2015

Diagnose Hashimoto Thyreoiditis

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an meine Zipperlein aus November 2014. Es fing mit einer übergangenen starken Erkältung Anfang Oktober an. Obwohl ich damals eine Geschäftsreise abgesagt hatte und eine Woche Zuhause blieb, blieb das Gefühl, völlig übermüdet zu sein, welches ich bereits seit November 2013 mit mir herum schleppte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich völlig grundlos 8 kg zugenommen und ich fühlte mich allein aufgrund dieser Tatsache schon ziemlich elendig, weil mir nichts mehr passte. Damals stand ich bei meinem Hausarzt auf der Matte, der trotz Blutbild und den normalen Standarduntersuchungen nichts feststellen konnte.

Im November hatte ich jedenfalls eine Woche Urlaub, weil meine Eltern zur Verwandtschaft nach Sizilien geflogen sind und ich stellte mich auf ein paar schöne Tage mit dem kleinen M. ein, den ich somit auch von der Schule hätte abholen können. Hätte...

Mir ging es jeden Tag schlechter, hatte Herzstolpern und mit jedem Stolperer größere Sorgen, dass mit mir etwas nicht stimmt. Nach wenigen Metern brauchte ich längere Pausen zum Durchschnaufen und Treppen erklomm ich nicht in Sekunden sondern eher gefühlten Stunden. Nachdem mein Hausarzt aber auch diesmal nichts feststellen konnte (oder wollte) und ich einige Tage im Krankenhaus Diez zu Gast war, wo mir der Internist allerdings mitteilte, dass eine meiner Herzklappen vergrößert sei und er einen begründeten Verdacht auf eine Herzmuskelentzündigung hätte, war bei mir alles vorbei. Ich habe geheult wie ein Schlosshund...hatte ich doch immer die jungen, knackigen Fußballer im Hinterkopf, die flink wie die Wiesel über den Fußballlplatz flitzen, um dann kurz darauf mausetot umzufallen.

Der Arzt sagte mir jedoch, dass sich das mit viel Ruhe wieder ausheilen würde und ich solle mich Zuhause hinlegen und mich nicht aus dem Bett bewegen. In dieser Zeit ging es mir sehr schlecht und ich ließ es mir immerhin nicht nehmen, das kleine M. wenigstens morgens zur Schule zu bringen und ihn am Nachmittag abzuholen. Zu mehr reichte auch die Kraft nicht. Die Herzstolperer waren immer noch da, was mir weiterhin Angst machte. In der Zeit hatte ich bereits drei Mal ein Langzeit-EKG anhängen.

Meine Schwester war an einem Wochenendtag dann zu Gast, weil unsere Eltern noch in Sizilien verweilten und ich ihnen verboten hatte, wieder zurück zu kommen. Da das kleine M. zu Besuch bei seinem Vater für eine Nacht war, bot meine Schwester mir an, die Reisetasche gemeinsam mit mir zu ihm zu bringen. Kurz vor einer Kreuzung wurde mir plötzlich übel und ein paar Mal schwarz vor Augen. Dann machte mein Herz einen großen Hopser und ich selbst hätte schwören können, dass danach für Sekunden erst einmal nichts mehr kam, bis ich direkt darauf Herzrasen ohne Ende hatte.

Was folgte, war eine 1A Panikattacke und ich trat das erste Mal in meinem Leben in Berührung damit, ohne dass ich es wusste. Meine Schwester brachte mich ins nächstgelegene Krankenhaus, wo ich durchgecheckt wurde. Von der vermeintlichen Herzmuskelentzündung wich man auch dort nicht ganz ab, wies mich aber darauf hin, dass meine Schilddrüsenwerte total durcheinander seien und man mich noch einmal genauer unter die Lupe nehmen würde.

Nach etwas mehr als einer Woche durfte ich endlich nach Hause mit dem unschönen Wort Hashimoto, mit dem ich bis dato nicht wirklich etwas anfangen konnte. Die restlichen Dinge könne auch mein Hausarzt erledigen. Wohlgemerkt mein Hausarzt, den ich nicht mehr hatte, da ich mich zwischenzeitlich nach einem anderen umgesehen hatte, weil mein Vertrauen gänzlich zerstört war.

Der neue Arzt nahm sich jedenfalls unendlich viel Zeit für mich und meine Anliegen und überprüfte die Schilddrüse nicht nur nochmals anhand der Blutwerte sondern auch per Ultraschall. In der Zeit hatte ich noch einige Male ein Langzeit-EKG umhängen, aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an alles.

Heraus kam auch hier, dass ich bereits eine "typische Hashimoto"-Schilddrüse hätte, was bedeutet, dass diese in der Umbruchstimmung (die jedoch nicht bei jedem auftritt oder bemerkt wird) von zu viele Hormone auf zu wenige im Körper diverse Unruhen verursachen kann. Nachdem ich mich ein wenig belesen hatte, wusste ich bereits, dass meine Schilddrüse sich durch Hashimoto im Lauf der Zeit komplett auflösen würde, was mir im ersten Moment alles andere als Geheuer war. Die fehlenden Hormone werden jedoch durch Tabletten wieder zugeführt, so dass man damit gut leben kann. Damals war mir dies jedoch alles noch nicht klar. Zusätzlich hatte er einige Knoten entdeckt, die er abgeklärt wissen wollte, wobei Knoten in der Schilddrüse normalerweise selten bedenklich sind.

Mein neuer Hausarzt gab mir für's erste schon einmal eine Ladung L-Thyroxin mit nach Hause, welche ich ab sofort täglich am Morgen vor dem Frühstück nehme. Zusätzlich gab es eine Überweisung in die Radiologie zur genaueren Abklärung.

Da ich - trotz Kassenpatientenstatus - als wichtig galt, musste ich nur wenige Tage warten, bis ich zu Gast in Wiesbaden bei Radiomed war. Auch wenn dort auf den ersten Blick alles hektisch zuging und zahlreiches Personal herumflitzte, erschien mir jeder dort freundliche gesonnen und kompetent. Es ist schließlich gut zu wissen, dass man gut aufgehoben ist. Nun stand also eine Szintigraphie an, von dem ich zuvor auch nie gehört hatte und mir allein beim lesen ein wenig mulmig zu Mute wurde. Hierbei geht es darum, die Jodaufnahme in der Schilddrüse bildlich darzustellen und abzuklären. Die Ängste wurden mir vor Ort allerdings glücklicherweise schnell wieder genommen.

Also bekam ich ein schwach radioaktives Mittelchen (Technetium) gespritzt, um nach zwei Stunden Wartezeit die Aufnahme mit der Gamma-Kamera machen zu können. Die Ärztin erklärte mir zuvor noch, dass es kalte und heiße Knoten gibt und dass nur bei etwa 2 % aller Szintigraphien noch weitere Untersuchungen erfolgen müssen, da die meisten Knoten heiß seien. Als ich das Ergebnis vorgelegt bekam, teilte man mir dann allerdings schnell mit, doch ein MIBI-Szintigramm folgen lassen zu müssen, "nur zur Sicherheit". Einige der Knoten waren also kalt, was bedeuten könnte, dass sich hinter einem davon auch ein bösartiger Knoten verbergen konnte. Meine Laune im Anschluss werde ich sicher nicht erklären müssen.

In der Zwischenzeit und nach 3 Wochen Krankschreibung machte auch mein Chef sich allerhand Gedanken, weil die Herzstolperer derweil nach wie vor da waren und mit im Gepäck nun auch die Panikattacken, die mir fast noch mehr Angst machten. Er suchte mir einen der besten Kardiologen Europas und vereinbarte dort einen Termin für mich. Exakt zwei Tage musste ich nur warten und das, obwohl man selbst bei den Feld-Wald-Wiesen-Kardiologen sonst etliche Monate auf einen Termin warten muss. Ich wurde dort vier Stunden von Kopf bis Fuß untersucht und in diesem Moment als Privatpatientin wurde ich wirklich fürstlich behandelt und es wurden alle möglichen Testungen durchgeführt. Heraus kam zwar, dass eine meiner Herzklappen tatsächlich nicht richtig schließt, was aber zunächst einmal nicht so schlimm ist, da es noch nicht sehr weit fortgeschritten ist. Anzeichen einer Myokarditis (Herzmuskelentzündung) gab es glücklicherweise gar keine. Was mich jedoch damals wirklich zum weinen vor Freude brachte war die Tatsache, dass mein Arbeitgeber diese Untersuchung komplett für mich bezahlt hat.

Das Warten auf den nächsten Termin machte mich mürbe im Kopf und vor allem googelte ich das Verfahren und war vor der nächsten Untersuchung sehr aufgeregt. Das MIBI-Szintigramm dient zur Beurteilung der Stoffwechselaktivität in den einzelnen Knoten und wird durch eine andere radioaktive Flüssigkeit sichtbar gemacht, die man ebenfalls gespritzt bekommt. Im Anschluss werden Schicht-Aufnahmen der Schilddrüse gemacht. Die Wartezeit nach der Spritze betrug hier nicht sehr lange und schon ging es für mich in die Röhre. Die Zeit dort kam mir unendlich vor und die Geräusche machten mich kirre. Nach 45 Minuten war der Spuk vorbei und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Knoten müssen zwar beobachtet werden (dies bekam ich allerdings erst nach einigen Tagen mitgeteilt) und in regelmäßige Abständen kontrolliert werden, aber für's erste war es das.

Was mir jedoch während all dieser Zeit nicht aus dem Kopf ging war die Diagnose Hashimoto Thyreoiditis. Die Autoimmunerkrankung sorgt am Anfang oft für Nervosität, Schlaflosigkeit und Neigung zum Schwitzen, was jedoch für mich wie auch für viele andere Betroffene kein Grund war, einen Arzt aufzusuchen.

Weitere Anzeichen für eine chronische Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto Thyreoiditis) können sein:
  • Müdigkeit, allgemeine körperliche Erschöpfung, fehlende Belastbarkeit
  • Konzentrationsschwäche, Gedächtnisschwäche, Wortfindungsstörungen
  • hoher Blutdruck mit Puls unter 70
  • Herzstolpern, Herzrasen
  • Depressive Stimmung, Angst- und Panikattacken, Gereiztheit, selten Suizidgedanken
  • trockene, struppige, stumpfe, und glanzlose Haare
  • Haarausfall
  • teigige trockene Haut, (Myxödem)
  • Verstopfung, Blähungen
  • leichtes Frieren
  • Gewichtszunahme, selten ausgeprägte Gewichtsabnahme
  • Zyklusstörung bei der Frau, unerfüllter Kinderwunsch, Neigung zu Fehlgeburten in der Unterfunktion
  • Abnahme des sexuellen Verlangens
  • nächtliches Kribbeln und Einschlafen von Händen und Unterarmen (Karpaltunnelsyndrom)
  • nachlassendes Hörvermögen
  • apathischer Gesichtsausdruck
  • Wesensveränderungen
  • Ohrgeräusche
  • nächtliches Schwitzen
  • Pigmentflecken im Gesicht, vermehrtes Auftreten von dunklen Flecken am Körper
  • Nackenverspannung, Nackenschmerzen
  • brüchige Fingernägel
  • Lidrandentzündung, Lidödem
  • geschwollene Nasenschleimhaut
Etliches davon habe ich an mir selbst bemerkt, konnte es aber nicht zuordnen und bin auch eher kein Krankheiten-Googler. Es gibt hier Varianten bei denen man nach Einstellung auf Medikamente keinerlei Symptome mehr zeigt und andere, bei denen das ein oder andere noch vorhanden ist. Bei mir sind die Herz-Rhythmus-Störungen zum Glück seltener geworden. Was jedoch geblieben ist sind die Panikattacken (gegen die ich im Notfall auch Medikamente habe, die ich nehmen könnte, aber ungern mache), die Müdigkeits- und Erschöpfungsphasen sowie die teilweise extremen Stimmungsschwankungen und die fast dauerhaft geschwollene Nasenschleimhaut (fühlt sich irgendwie immer nach Allergie an).

Dennoch bin ich nun froh darüber, eine Diagnose zu haben und zu wissen, dass die Krankheit in Schüben kommt, welche ich teilweise auch bemerke, da ich generell ein feinfühliger Mensch mit einem guten Körpergefühl bin. So lange alles aber erst einmal so bleibt wie es jetzt ist, kann ich gut damit leben.

Die Zeit davor glich jedoch einem Spießrutenlauf, weil zunächst keiner so richtig wusste, was mit mir anzufangen ist und teilweise dachte ich irgendwann selbst, ich bilde mir das alles ein, weil niemand etwas finden konnte.

Seid ihr selbst vielleicht auch betroffen oder habt einige dieser Symptome? Lasst euch auf jeden Fall von einem guten Arzt durchchecken! Es gibt eine Menge Lebensqualität wieder zurück. Wenn ihr euch mit mir austauschen möchtet, immer gerne. Entweder hier in den Kommentaren oder auch per E-Mail (findet ihr im Impressum).

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